Hygiene im ISAR Klinikum

Was bedeutet Krankenhaushygiene?

Die heutige Krankenhaushygiene ist ein Teilgebiet der Hygiene, das sich mit der Feststellung und Untersuchung aller im Krankenhaus auftretenden Ursachen für eine Schädigung der Gesundheit von Patienten, Personal und Umwelt befasst. Für die Krankenhaushygiene hat die Erkennung, Prävention und Bekämpfung von Krankenhausinfektionen entscheidende Bedeutung.

Die Überwachung der hygienischen Verhältnisse in den Krankenhäusern und die Überprüfung der infektionsprophylaktischen Maßnahmen sind Aufgabe des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Die gesetzliche Grundlage dafür ist das Infektionsschutzgesetz (IfSG) sowie die landespezifischen Hygieneverordnungen, in Bayern die Bayerische Medizinhygieneverordnung (MedHygV).

Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) am Robert Koch Institut (RKI) wird durch den §23 Abs. 1 des Infektionsschutzgesetzes ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe ist unter anderen, Empfehlungen zur Prävention nosokomialer Infektionen (d.h. Infektionen, die durch medizinische Maßnahmen verursacht worden sind) auszusprechen, welche auf dem aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft basieren.

Weiters existiert eine Vielzahl von Gesetzen, Verordnungen, Richtlinien, Leitlinien, Empfehlungen oder Normen, welche für die Festlegung von Hygienemaßnahmen beachtet werden müssen.

Alle in einem Krankenhaus tätigen Personen sind für die Umsetzung der Hygienemaßnahmen mit verantwortlich. Nur eine enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Berufsgruppen kann zur Vermeidung von nosokomialen Infektionen beitragen.

Aus gesetzlicher Sicht ist für die Umsetzung hygienischer Vorgaben die Krankenhausleitung verantwortlich. Sie wird dabei durch Krankenhaushygieniker, Hygienebeauftragte Ärzte, Hygienefachkräfte und Hygienebeauftragte in der Pflege unterstützt. Diese tagen regelmäßig in der Hygienekommissionssitzung, nicht nur um sich fachlich über die gesetzlichen Neuerungen auszutauschen, sondern auch um neue Hygienestandards oder Ergänzungen in alten Standards aufgrund neuer Erkenntnisse zu besprechen und zu beschließen. Die Beschlüsse dieses Gremiums sind bindend für alle.

Als nosokomiale Infektion wird eine Infektion bezeichnet, welche in Zusammenhang mit einer medizinischen Maßnahme entsteht, unabhängig davon, ob sie ambulant oder stationär erworben wurde.

Die Entstehungsmechanismen von (nosokomialen) Infektionen sind sehr komplex und nicht immer zu verhindern, aber durch konsequente und geeignete Maßnahmen, also durch Prävention, können sie gesenkt werden. Die nosokomialen Infektionen sind selten Folge von „schlechter Krankenhaushygiene“, denn in den meisten Fällen sind die nachgewiesenen Erreger Teil der Haut- oder Schleimhautflora der Patienten.

Hygiene-ISAR-Klinikum-Seife
Hygiene-ISAR-Klinikum-Abstrich
Hygiene-ISAR-Klinikum-Tabletten

Wie versteht man es, die Prävention am ISAR Klinikum anzuwenden?

Die Vermeidung von nosokomialen Infektionen ist eine Aufgabe, die auf vielen Ebenen erfolgt. Der Erfolg hängt von der Partizipation aller Akteure am medizinischen Akt ab, genauso wie von der Beteiligung aller anderen Berufsgruppen, die im Krankenhaus tätig sind.

Und selbstverständlich von Ihrer Beteiligung als Patient.

Einen sehr hohen Stellenwert in der Krankenhaushygiene beziehungsweise in der Prävention der nosokomialen Infektionen hat die Händedesinfektion. Eine korrekt und indikationsgerecht durchgeführte Händedesinfektion bietet Patienten einen effektiven Schutz gegen das Erwerben von nosokomialen Infektionen. Zudem trägt sie auch zum Schutz des Durchführenden bei.

Die Verbesserung der Compliance der Händedesinfektion in Gesundheitseinrichtungen deutschlandweit ist nicht nur das Ziel der Aktion „Saubere Hände“, sondern auch das Ziel unserer Klinik. Aus diesem Grund ist die Teilnahme der Klinik an der Aktion selbstverständlich. Und dies seit 2011.

Link zur Aktion: www.aktion-sauberehaende.de/ueber-uns-ash

Was können Sie beitragen, um diese einfache, aber dennoch so effektive Maßnahme zu unterstützen, die Compliance der Händedesinfektion zu erhöhen und implizit sich selbst zu schützen? Das haben wir Ihnen in der Broschüre „Händehygiene kann Leben retten“ kurz erklärt.

Broschüre zur Händehygiene als PDF-Download

Als Screening bezeichnet man allgemein, die aktive und gezielte Suche nach MRE-besiedelten Personen (sog. Trägern) unabhängig von klinischen Symptomen.

Anhand der Ergebnisse des durchgeführten Screenings werden Hygienemaßnahmen eingeleitet, welche dazu führen sollen, dass das Risiko für die Entstehung einer nosokomialen Infektion minimiert wird. Gleichzeitig kann man durch die Anwendung von gezielten Maßnahmen der Übertragung auf andere Patienten und/oder Personal entgegenwirken.

Multiresistente Erreger (MRE) sind Bakterien, welche gegen die Wirkung verschiedener Antibiotika resistent geworden sind. Dies bedeutet für den Betroffenen, im Fall einer Infektion, unter anderem eingeschränktere Therapiemöglichkeiten. Aus diesem Grund kommt dem Screening als Säule der Prävention in der Entstehung von nosokomialen Infektionen eine bedeutende Rolle zu.

Methicilin-sensibler Staphylococcus aureus (MSSA) befindet sich typischerweise auf der Haut und/oder Schleimhaut vieler gesunden Menschen, ohne dass der Träger etwas davon weiß oder merkt. Durch Staphylococcus aureus verursachte Infektionen, lassen sich in der Regel gut behandeln.

Als Methicillin-resistenter Staphylokokkus aureus wird das Bakterium bezeichnet, welches gegen eine bestimmte Antibiotikagruppe unempfindlich (resistent) geworden ist. Auch diese Bakterien machen sich auf der Haut oder Schleimhaut der gesunden Träger nicht bemerkbar. Umso wichtiger ist es, dass wir sie vor einer Operation „entdecken“ (durch Screening) und versuchen von Haut und Schleimhaut zu „eliminieren“. Der Versuch des Eliminierens wird als Sanierung oder Dekolonisation bezeichnet und beinhaltet eine Reihe von Maßnahmen, welche durch den (ambulanten) Patienten durchgeführt werden.

Warum ist eine MRSA-Sanierung wichtig?
MRSA kolonisierte Personen zeigen laut Studien ein 4-fach höheres Risiko für die Entstehung von postoperativen Infektionen im Vergleich zu MSSA Kolonisierten. Andere Untersuchungen konnten nachweisen, dass Infektionen mit MRSA verglichen mit Infektionen mit MSSA mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergehen.
Was können Sie zum MRSA-Screening beitragen?
Ob Sie ein erhöhtes Risiko für eine MRSA-Besiedelung haben, lässt sich anhand des standardisierten Fragebogens feststellen. Dieser wird vor der stationären Aufnahme abgefragt. Antworten Sie ehrlich. Sie können selber Ihr Risiko hier checken.

Falls Sie aufgrund der Befragung als MRSA-Risikopatient erkannt wurden, werden Sie mittels eines Abstriches aus der Nase auf das MRSA-Vorhandensein untersucht. Bei einem negativen Test steht einer stationären Aufnahme nichts mehr im Weg. Falls der Test positiv ausfällt, wird eine ambulante MRSA-Sanierung eingeleitet.

Ergebnisse mitgebrachter Abstriche, welche nicht älter als 4 Wochen vor der stationären Aufnahme sind, werden akzeptiert (zum Beispiel ein Abstrich beim Hausarzt abgenommen).

Wie läuft eine MRSA-Sanierung ab?
Sie werden über das positive Ergebnis von Ihrem Operateur/Behandler informiert.

Anschließend werden Ihnen die Produkte für die Sanierungsmaßnahmen im Rahmen eines persönlichen Beratungsgespräches kostenlos durch die Klinik ausgehändigt. Während der ambulanten Sanierung werden Sie begleitet, d.h. die Hygienefachkraft steht Ihnen als Ansprechpartner zur Seite. Alle notwendigen Kontrollabstriche nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen werden in der Prämedikationsambulanz der Klinik durchgeführt. Für Sie entstehen keine extra Kosten -diese Serviceleistung ist einzigartig.

Abweichendes Vorgehen ist je nach Wohnort und/oder gesundheitlichem Zustand möglich.

Über den Ablauf einer Sanierung können Sie sich hier informieren.

Die meisten Vertreter dieser Bakteriengruppen sind Darmkeime, manche lassen sich jedoch auch auf der Haut oder im Nasen-Rachen-Raum finden. Eine Sanierung analog der MRSA-Sanierung ist nicht möglich und wird auch nicht empfohlen.

Für alle Patienten, die geplant postoperativ eine Behandlung auf der Intensivstation benötigen, führt die Klinik ein MRGN- und VRE-Screening durch. Die von der Hygienekommission in Absprache mit dem Gesundheitsamt München und auf der Grundlage der KRINKO-Empfehlungen festgelegten Risikokriterien ermöglichen der Klinik sofortige Umsetzung von Maßnahmen, die eine Übertragung der Erreger verhindern.

Um die Häufigkeit von Infektionen zu vermeiden und um die internen Qualitätsvorgaben sicherzustellen, greift das ISAR Klinikum bereits seit vielen Jahren auf das Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System, kurz KISS, zurück. Die vom Nationalen Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ) entwickelte Methode hilft bei der kontinuierlichen Überwachung von Krankenhausinfektionen und ermöglicht mit seinen einheitlichen Standards die Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Stationen und Fachbereichen.

Da postoperative Wundinfektionen die dritthäufigste Art von Krankenhausinfektionen darstellen, setzt das ISAR Klinikum hier auf das Modul OP-KISS zur Überwachung. Die Entscheidung fiel auf zwei OP-Arten, die als Indikator-OP für die Auswertung herangezogen wurden: Überwachung der Wundinfektionen nach Knieendoprothese (Erstimplantation) und nach Prostatektomie.

Seit 2012 beteiligt sich das ISAR Klinikum zudem am Modul HAND-KISS, das den Verbrauch von Händedesinfektionsmittel innerhalb der Stationen oder Funktionsbereiche erfasst. Darüber hinaus nutzt das ISAR Klinikum seit 2014 das Modul MRSA-KISS, um die MRSA-Fälle der Klinik zu erfassen.

Link zur KISS Homepage www.nrz-hygiene.de/surveillance/kiss/

Auch an dieser Stelle können Sie einen Beitrag leisten, um das Risiko für die Entstehung einer postoperativen Wundinfektion zu reduzieren.

Für Patienten, welche eine Indikation zu einer Prothesenimplantation oder -revision haben und sich für die Durchführung der Operation am ISAR Klinikum entschieden haben, stellen wir kostenlos antiseptische Körperreinigungstücher zur Verfügung. Wir empfehlen die Anwendung von diesen Tüchern am Abend vor der geplanten Operation sowie am OP-Tag. Ihr Operateur wird Sie im Rahmen der Operationsaufklärung darüber aufklären.

Patientenaufklärung Antiseptische Körperreinigungstücher

Hier finden Sie weitere Informationen über das Antibiotic Stewardship am ISAR Klinikum.
Mikroskopisch kleine Läsionen der Haut, welche durch eine Haarrasur hervorgerufen werden, sind Eintrittspforten für Bakterien, die für die Entstehung einer postoperativen Wundinfektion verantwortlich sein können. Deswegen ist es wichtig, dass Sie auf eine selbstdurchgeführte Haarrasur vor der Operation verzichten. Eine notwendige Haarkürzung wird in der Klinik vor der geplanten Operation durch Fachpersonal durchgeführt.